Erweiterung eines Netzwerk-Messgerätes

Einleitung

Da in Kürze eine größere Netzwerkverkabelung ansteht und ich generell Spaß an ordentlichen Telefon- und Netzwerkverkabelungen habe, habe ich mir nun ein Netzwerk-Messgerät zugelegt.


Es dient dazu, die Verdrahtung zu prüfen, jedoch nicht dazu Messprotokolle, etc. zu erstellen.
Derartige Geräte liegen im hohen k€-Bereich und sind für gelegentliche Arbeiten unerschwinglich.
In der Vergangenheit hatte ich zwei Verdrahtungstester aus dem untersten Preissegment <20 Euro, die ein „Lauflicht“ an die 8 Adern der Netzwerkleitung legen. Auf der Remoteeinheit kann man dann beobachten:

  • Die LEDs leuchten der Reihe nach auf ->        alles OK
  • Eine LED leuchtet nicht auf ->        Ader unterbrochen
  • Zwei LEDs leuchten auf einmal auf ->        Kurzschluss

Eigentlich würde so etwas ausreichen, aber die Geräte haben nie mehr als eine Netzwerkinstallation überlebt.

Bei den nun neu erworbenen Geräten handelt es sich um den „Psiber CableMaster 450“, sowie den „Psiber CableTracker 15“ (zusammen im unteren 3-stelligen Euro-Bereich).
Erstgenanntes Gerät kann für Telefon-, Daten- und Videoleitungen eingesetzt werden.
Es beinhaltet einen Verdrahtungstest (zusammen mit der Remoteeinheit, die unten im Gerät steckt und entnommen werden kann) und zeigt Kurzschlüsse, Unterbrechungen, Verdrahtungsfehler sowie Split-Pair-Fehler an. Eine Kabelerkennung lokalisiert bis zu 19 Kabelstrecken, die Länge der Leitung kann gemessen werden und ein Tongenerator erzeugt auswählbare Tonsignale an auswählbaren Pins.
Mit dem Ton-/Ortungsempfänger „Psiber CableTracker 15“ können Leitungen und einzelne Aderpaare anhand des vom CM450 erzeugten Tonsignals einfach verfolgt werden.

CableMaster_450_Abbildung01
Abbildung 1: Psiber CableMaster 450 mit Psiber CableTracker 15

Kabelerkennung

Dieser Artikel soll sich nun aber mit der vorgenannten Kabelerkennung beschäftigen.
Im Lieferumfang befanden sich die in Abbildung 2 erkennbaren Abschlussstecker:
Fünf Stück Abschlussstecker für SAT und fünf Stück Abschlussstecker für Netzwerk.
Sie können z.B. in die installierten SAT- bzw. Netzwerkdosen gesteckt werden und am Patchfeld können die Leitungen mit dem Cable Master 450 zugeordnet werden.
Im Gerätedisplay wird die auf den Abschlusssteckern aufgedruckte ID angezeigt.
Wenn man nun am Patchfeld noch mit der von mir favorisierten Keystone-Technik arbeitet, kann man die Leitungen nach der Montage der Netzwerkbuchse zunächst bestimmen und dann die Netzwerk-Keystone-Module der Reihe nach in das Patchfeld einrasten.

CableMaster_450_Abbildung02
Abbildung 2: Psiber CableMaster 450 mit Abschlusssteckern zur Leitungserkennung

Die Abschlussstecker sind recht simple aufgebaut: Es befindet sich jeweils ein bedrahteter Widerstand in den Steckern. Über Widerstandsmessung, bzw. Spannungsmessung am Spannungsteiler wird das Gerät so die ID ermitteln.

CableMaster_450_Abbildung03
Abbildung 3: Im CableMaster 450 enthaltener Abschlussstecker zur Leitungserkennung

CableMaster_450_Abbildung04
Abbildung 4: Im CableMaster 450 enthaltener Abschlussstecker zur Leitungserkennung

Reverse-Engineering

Man kann die Farbcodierung der Widerstände in den Netzwerksteckern von außen ablesen:

  • Stecker 1 braun – orange – schwarz – braun – braun     1k3     1%
  • Stecker 2 rot – gelb – orange – braun – braun                   2k43   1%
  • Stecker 3 orange – gelb – schwarz – braun – braun        3k4     1%
  • Stecker 4 gelb – orange – rot – braun – braun                   4k32   1%
  • Stecker 5 grün – orange – blau – braun – braun               5k36   1%

Was kann man daraus ablesen? Es handelt sich um Widerstandswerte der E96-Reihe und der Widerstandswert befindet sich immer im „unteren Bereich des jeweiligen Kilo-Ohms“.
Die Stecker-ID ist jeweils gleichlautend mit „dem jeweiligen Kilo-Ohm“.

Engineering

Da ich die E-Reihen nicht komplett vorrätig habe, schon gar nicht E96, wurden die Werte für die Stecker 6-10 folgendermaßen zusammengestellt:

  • Stecker 6 4k7+1k8 = 6k5
  • Stecker 7 4k7+2k2+470Ω = 7k37
  • Stecker 8 8k25
  • Stecker 9 4k7+4k7 = 9k4
  • Stecker 10 10k

Wie bei den Originalsteckern wurden die Widerstände einfach in die Stecker gecrimpt.
Die Widerstände haben im Stecker bzw. der aufgesteckten Tülle ausreichend Platz.
Das Verfassen dieses Artikels hat fast länger gedauert, als die eigentliche Durchführung…
Die Stecker lassen den CableMaster CM450 jeweils die korrekte ID anzeigen.
Abbildung 5 zeigt das ergänzte Set mit den Abschlusssteckern.

CableMaster_450_Abbildung05
Abbildung 5: Im CableMaster 450 enthaltene Abschlussstecker zur Leitungserkennung und selbst gebaute Abschlussstecker

2 Gedanken zu „Erweiterung eines Netzwerk-Messgerätes

  • 30. August 2016 um 19:16
    Permalink

    Hallo,
    ich habe durch Zufall deine Internetseite gefunden und würde meinen CM450 auch gerne erweitern.
    Leider bin ich nicht so fit im Thema Widerstände usw. Krimpen ist allerdings kein Problem.
    Da ich nichts im Netz gefunden habe, wollte ich mal anfragen ob du mir sagen kannst wo ich die Widerstände für die Tester ID 6-10 bekomme (evtl. mit Artikelnummern?)
    Und mal eine wohl ganz blöde Frage, auf Abbildung 3 sieht man ja neben den Widerstand noch einen Widerstand o.ä. ? Was ist das für ein Bauteil ?

    Wäre klasse, wenn du mir da helfen würdest.

    Gruß
    Stephan

    • 3. September 2016 um 17:18
      Permalink

      Hallo Stephan,

      die Widerstandswerte für die jeweiligen Stecker sind unter dem Punkt „Engineering“ genannt.
      Bei drei von fünf Steckern musste ich zwei oder drei Widerstände in Reihe schalten, um auf den notwendigen Wert zu kommen, weil ich nicht alle Widerstände in meiner Werkstatt verfügbar habe, die es gibt. Dazu wurden die Widerstände aneinander gelötet und die beiden äußeren Beinchen im Stecker vercrimpt.
      Wenn man sich sowieso neue Widerstände bestellen möchte, kann man sich auch „passendere“ bestellen, so dass man nur einen Widerstand pro Stecker verbauen muss.
      Hierbei ist lediglich die oben beschriebene Regel zu beachten: „Es handelt sich um Widerstandswerte der E96-Reihe und der Widerstandswert befindet sich immer im ‚unteren Bereich des jeweiligen Kilo-Ohms‘.
      Die Stecker-ID ist jeweils gleichlautend mit ‚dem jeweiligen Kilo-Ohm‘.“
      Wobei die Werte nicht zwingend aus der E96-Reihe sein müssen.
      Die Zahl der E-Reihe beschreibt, wie viele Widerstandswerte es pro Dekade gibt.
      Widerstände kannst Du zum Beispiel bei Reichelt oder Conrad bestellen.
      Ich würde Dir z.B. die Metallschicht-Widerstände von Reichelt mit 0,6W und einer Toleranz von 0,1% empfehlen, aber bei dieser Anwendung kommt es weder auf die Genauigkeit noch auf die Leistung an.
      In den Abbildungen 3 und 4 siehst Du die gelben Originalstecker.
      Die blauen Stecker in Abbildung 5 sind die selbst gebauten.
      Das was Du in Abbildung 3 in dem Stecker siehst ist das zweite Beinchen des Widerstands,
      das oben umgebogen und dann ebenfalls im Stecker vercrimpt wurde.
      Der Widerstand muss schon mit beiden Anschlüssen angeschlossen werden, da ansonsten kein Strom durch ihn hindurchfließen kann.
      Der Widerstand des Steckers wird mit einem im Gerät verbauten Widerstand in Reihe geschaltet. Diese beiden Widerstände bilden dann einen Spannungsteiler. Der im Gerät verbaute Widerstand hat einen festen Wert. Der Wert des Widerstands im Stecker variiert. Dadurch stellt sich bei jedem Stecker an dem Widerstand im Gerät eine andere Spannung ein. Diese Spannung wird mit einem A/D-Wandler erfasst und der Controller kann entscheiden, welcher Stecker zur Kabelerkennung mit dem Gerät verbunden ist.

      Viele Grüße
      Matthias, DL6MJ

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